Ende der 80er Jahre in der ostdeutschen Realität kannte man zwar Begriffe der Popkultur sehr wohl, benutzte sie aber weitaus seltener. Kurzärmelige Unterhemden, die modisch den Weg in die äussere Bekleidungsschicht angetreten hatten, konnte man zwar "T-Shirt" nennen, musste es aber nicht. Viel geläufiger war der Begriff "Nikky". "Fetzig" und "geil" führten einen endlosen Kampf um die Lufthoheit auf Tanzveranstaltungen, die damals noch "Disco" hiessen. Vereine hiessen damals Vereinigungen und Klubs.
Insgesamt durchwoben auch wesentlich weniger Anglizismen die deutsche Alltagssprache. Man bat um "Rückmeldung", nicht um "feedback", kannte "Kosmonauten", "Goldbroiler", ging in den "Konsum" und wusste noch den Unterschied zwischen "Würzfleisch" und "Ragout fin" und auch, dass das englische "it makes sence" eben nicht "es macht Sinn" heisst (weil man Sinn nicht machen kann...), sondern die korrekte Übersetzung "es ist sinnvoll" war und - und damit will ich abbrechen - ein "Plins" saulecker und kein "Pfannkuchen" ist.
Nicht, dass die gesprochene Kurzweil im Osten nicht auch Füllworte gekannt hätte, nur waren sie eben nicht so häufig angloamerikanisch entlehnt. Damals sprach anglo-Slang nahezu nur, wer auffällig anders sein oder besonders cool wirken wollte und dabei meist unfreiwillig komisch war. Jahrelange Deutsch-Prägung und ostdeutsches "Framing", denn auch das gab es damals schon, wenn auch bei weitem nicht derart aggressiv, haben Spuren hinterlassen. Und obwohl sich auch die "DSF" reichlich Mühe gab, Begriffe und Kultur des Klassen- und Waffenbruders zu etablieren, haben nur wenige Eingang in das Alltagsdeutsch gefunden. Lediglich einige Schwielen von unzähligen "Subbotniks", die "Datsche", "Kolchose" und wenige andere haben überlebt.
Sybilla und Ralf sind beide damals gerade 20 Jahre alt. Sie gehören noch nicht zu der Generation, die sich zwanghaft anders artikulieren wollte. Ihre Geschichte und deren Sprache trägt dem Rechnung. Wundert euch also bitte nicht, wenn das erste und das zweite Buch keinen einzigen echten Anglizismus enthält. Entweder spricht man Englisch oder eben nicht.
Für alle, die mehr über typische Begriffe, vergessene wie überlebende, aus dem Umfeld der militärischen Welt oder der ehemaligen DDR wissen wollen: